Lange Zeit wurde die Digitalisierung in Deutschland zwar viel diskutiert, aber wenig umgesetzt – auch im Bildungsbereich. Digitalisierung klang nach Zukunftsmusik; nach etwas, das man irgendwann mal macht.

Als Ausbildende in einem der größten Technologiekonzerne der Welt ist uns jedoch klar, dass die Digitalisierung der Schlüssel für die Zukunft ist. Mit smarten Technologien trägt Siemens zum nachhaltigen Fortschritt bei und auch Arbeitsprozesse werden optimiert, Kommunikation erleichtert und der Alltag vereinfacht.

Mit 4.000 Auszubildenen und dual Studierenden sowie 20 Trainingscentern ist Siemens Professional Education ein wichtiges deutsches Ausbildungsunternehmen im M+E Bereich – und gleichzeitig Vorreiter für die digitale Transformation von Bildung. Als der Lockdown im März 2020 in Kraft trat, haben wir unsere Ausbildungen und dualen Studiengänge sowie unser Bewerbungsmarketing innerhalb weniger Tage digital organisiert. Ganz ohne Unterrichtsausfall. Wie?

Längst beschäftigen sich bei uns nahezu alle unsere Auszubildenden und dual Studierenden mit digitalen Lösungen: Nicht nur angehende Informatikerinnen, sondern auch Elektronikerinnen und Mechatroniker*innen. Automatisierung, Simulation und Robotik spielen überall eine wichtige Rolle und die virtuelle Mechatronik wächst und wächst. Wir wissen: neue Technologien verlangen neue Befähigungen und Qualifikationen. Wir wollen unsere Auszubildenden und dual Studierenden so fit wie möglich für die Zukunft machen.

Demnach haben wir bereits vor der Pandemie mit der Digitalisierung unserer Ausbildungen angefangen. Und waren deshalb gut auf die Corona-Situation vorbereitet.

Corona: eine Berg- und Digitalfahrt.

Innerhalb von einem Wochenende haben wir unsere Trainingscenter ins Home Schooling geschickt und sehr schnell neue Inhalte erarbeitet und Methoden umgestellt, um unsere Auszubildende quasi über Nacht digital zu unterrichten. Dafür haben wir den Unterricht angepasst, die E-Learning Plattformen ausgebaut und zudem die Ausbildungssoftware-Lizenzen massiv aufgestockt. Schließlich musste jede*r fast zeitgleich darauf zugreifen können.

Ging das alles schmerzfrei? Sicher nicht. Auch bei uns gab es Anfangsschwierigkeiten, die eine oder andere Überforderung und später auch das eine oder andere Motivationsproblem, was in den Teams geklärt werden konnte. Aber gemeinsam haben wir es geschafft!

Digital Marketing

Binnen weniger Wochen haben wir unsere Online-Jobmesse SIEYA eröffnet, ein Online Assessment entwickelt und JONA, unseren Jobnavigator, an den Start gebracht. Später konnten wir zusammen mit Microsoft und SAP sogar ein neues Format für virtuelle Schnuppertage von Schülern und Schülerinnen in den Unternehmen initiieren.

Den Girls’Day, den wir für Ende März 2020 als Präsenzveranstaltung geplant hatten, haben wir kurzerhand als Online Event auf Instagram stattfinden lassen. 900 Schülerinnen konnten so daran teilnehmen – mehr als in den Vorjahren! Und so gab es im vergangenen Jahr genau so viele Bewerber*innen wie in den Vorjahren.

Digital First

Wir fördern ein digitales Mindset, eine digitale Firmenkultur. Wir sind grundsätzlich offen für digitale Ideen und Lösungen und mehr noch: Für uns ist der virtuelle Raum voll von Möglichkeiten. Wir fragen nicht danach, was digital werden muss, wir überlegen eher, was analog bleiben kann.
Kurzum: Wir haben Spaß daran, Neues auszuprobieren und Altes zu hinterfragen.

Die Projektarbeiten unseres Nachwuchses zeugen davon. Mit Begeisterung setzen unsere Lernenden smarte Ideen um. Am Standort in Amberg beispielsweise haben sich mehrere Azubis fachübergreifend zusammengetan und eine smarte Honigwaage in einem Bienenstock installiert. Zwei Studierende aus Düsseldorf haben einen Balanciertisch entwickelt. Und in Berlin haben Auszubildende einen Masken-Automaten gebaut, an dem man sich automatisch eine Maske ziehen kann.

Digital Thinking

Wir sind nicht nur offen für digitale Ideen, wir denken von Grund auf digital. Denn wer smarte Lösungen für morgen entwickelt, muss heute anfangen smart zu denken. Das lässt sich mit dem Erlernen einer neuen Sprache vergleichen. Einem Kind, das zweisprachig aufwächst, fällt es viel leichter als einem Mensch, der eine zweite Sprache erst lange nach seiner Muttersprache lernt.

Durch den Umgang mit digitalen Medien und Techniken haben sich unsere Denkmuster bereits verändert. Wir agieren schnell, lösungsorientiert, vernetzt und interdisziplinär. Wir kennen neue Technologien und Konzepte und nutzen sie selbstverständlich. Auch unsere Trainer*innen lernen hierbei ständig Neues.

Unsere Fähigkeit und Bereitschaft, ein Leben lang zu lernen, wird maßgeblich darüber entscheiden, ob wir angesichts stetigen Wandels relevant und nachhaltig beschäftigungsfähig für die Zukunft bleiben.
Barbara Ofstad: Head of Siemens Professional Education, Deutschland

Digital Learning

Der gleichberechtigte Zugang zu qualitativ hochwertiger Bildung und Angebote für lebenslanges Lernen ist eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die im Mittelpunkt der UN-Agenda 2030 stehen. Davon lassen wir uns leiten.

Demnach verstehen wir Bildung als demokratisch: Alle Menschen haben das gleiche Recht auf Bildung bei uns. Aber nicht nur das: Wir bemühen uns um Vielfalt im Konzern-Nachwuchs. Denn wir wollen vielfältige Denkweisen erreichen. Weil verschiedene Hintergründe, Kompetenzen und Qualitäten über alle Ebenen und Dimensionen des Unternehmens hinweg innovative und kreative Ideen hervorbringen.

Digitales Lernen ermöglicht genau das: barrierefreies Lernen – unabhängig von Geschlecht, körperlichen Handicaps, Alter oder Ethnie. Das heißt auch manchmal Reverse Teaching, wenn Ausbilder*innen von Auszubildenden und dual Studierenden lernen.

Unser demokratisches Bildungsverständnis kommt bereits in unserem Ausbildungsmarketing zum Ausdruck. Unser JONA und Online Assessment helfen nicht nur bei Entscheidungen und erleichtern Jugendlichen die Bewerbung, sondern hebeln durch anonyme Aufgaben auch stigmatisierende
Vorannahmen aus.

Mit der Vielfalt unserer angehenden Fachkräfte gehen verschiedene Lebensentwürfe einher, die wir mit flexiblen Arbeitszeitmodellen, Netzwerken, oder inklusiven Arbeitsplätzen fördern. Um das ermöglichen zu können, nutzen wir digitales Zusammenarbeiten.

Wie in den UN-Zielen für nachhaltige Entwicklung formuliert, ist Bildung niemals abgeschlossen. Lehrende sind immer auch Lernende und entwickeln sich stets weiter. Denn unsere Fähigkeit und Bereitschaft, ein Leben lang zu lernen, wird maßgeblich darüber entscheiden, ob wir angesichts stetigen Wandels relevant und nachhaltig beschäftigungsfähig für die Zukunft bleiben.

Deshalb ermutigen und motivieren wir Menschen, unsere Lernangebote zu nutzen und die eigene Karriere aktiv und selbstbestimmt zu gestalten. Das machen unsere Online Bibliothek, virtuelle Trainings und Ausbildungssoftware möglich. Corona hat gezeigt, wie gut diese Tools angenommen werden.

Digital Soft Skills

Als Hightech Unternehmen verfügen wir über technisches Know-how. Doch weil wir in Teams und häufig sogar interdisziplinär oder länderübergreifend arbeiten, brauchen wir auch digitale Soft Skills. Diese früh zu erlernen gehört zu einer Ausbildung bei Siemens genauso dazu: seinem virtuellen Gegenüber aktiv zuzuhören, Inhalte via Conceptboard im virtuellen Raum darzustellen etwa, per Videokonferenz zu präsentieren, virtuell Teamarbeiten zu organisieren und Aufgaben zu verteilen.

Digitale Bildung birgt ein Riesen-Potenzial – und zwar nicht nur für technische, sondern für nahezu alle Berufe. Denn smarte Technologien, selbstbestimmtes, lebenslanges Lernen, und digitale Soft Skills werden zunehmend benötigt. Auch wenn manches natürlich analog bleibt – es geht immer um die bestmögliche Lösung zum Kompetenzerwerb für unsere Nachwuchskräfte.