Fuck-Up Nights gehören in der Start-Up Kultur zum festen Rahmenprogramm und auch uns bei Siemens wird mehr und mehr bewusst: Wir müssen Fehler akzeptieren, über diese sprechen und daraus lernen, um noch besser zu werden! Einfach gesagt – doch wie macht man das eigentlich?

Ralf Gross und Wolfgang Riedl aus dem Autonomous Factory and Industrial AI Team machen’s vor und haben uns von ihrer Art und Weise über Fehler zu sprechen berichtet: Dem FAIL OF THE MONTH.

From left: Ralf Gross, Wolfgang Riedl – Von Links: Ralf Gross, Wolfgang Riedl

Doch was genau hat es damit eigentlich auf sich?

„Ich hatte schon länger das Gefühl, dass sich Leute in großen Unternehmen schwertun, sich einzugestehen, dass man etwas gemacht hat was letztlich nicht funktioniert hat. Besonders bei uns in der Innovationsabteilung läuft selten immer alles gut. Deshalb kam uns die Idee ein Format ins Leben zu rufen, in dem wir offen über unsere Fehlschläge sprechen, so dass die Kolleg*innen diese mitbekommen und zukünftig davon profitieren. Wir wollten damit die vorhandenen Hürden adressieren, die einen davon abhalten Fehlschläge offen zu teilen.“, sagt Ralf. Die Idee ist simpel: Einmal im Monat kann jeder im Team seine eigenen ‚Fails‘ nominieren und diese dann im Team Meeting vorstellen. Apropos Hürden: Um diese abzubauen, haben Ralf und sein Chef, Matthias Loskyll, selbst angefangen von ihren Fehlschlägen zu berichten.

Fehler sind menschlich – aber warum ist es so schwer für uns darüber zu sprechen?

Erst in einem kürzlich veröffentlichten Artikel spricht auch Roland Busch über ‚Growth Mindset‘ und ‚Learning Organization‘ und thematisiert damit die Offenheit gegenüber Fehlern und die Chance aus diesen zu lernen.Gemeinsam mit Wolfgang hat Ralf die Initiative ergriffen dieses Mindset vorbildlich mit einem Beispiel weiter zu etablieren. „Im Vergleich zu ähnlichen Formaten wie Fuck-Up Nights ist die Stimmung bei uns deutlich positiver. Wir wollen aufzeigen, dass es nicht schlimm ist Fehler zuzugeben, sondern eher ermutigen diese zu erzählen, damit die Kollegen den gleichen Fehler nicht nochmal selbst machen“, sagt Wolfgang, der für den „Fail of the month“ sogar einen eigenen Award geschaffen hat, um die Motivation noch mehr anzukurbeln:

Even in practice, not everything goes perfectly: This is shown wonderfully by the Fail of the month trophy. The design created on the computer (left) does not look as great in reality after 3D printing (right) as planned online. / Auch in der Praxis läuft nicht alles perfekt: Das zeigt die Fail of the month Trophäe wunderbar. Das am Computer erstellte Design (links) sieht in der Realität nach dem 3D Druck (rechts) dann doch nicht so super aus wie online geplant.

Mit einem Schmunzeln zeigt uns Wolfgang die 3D gedruckte Trophäe und das für den Druck geplante Design am Desktop und fügt lachend hinzu „Die Trophäe passt wunderbar zu unserem Fail of the month, denn sie failt nämlich wie sonst was“.

Die Idee hat uns sofort begeistert und wir wollten wissen, ob schon erste Erfahrungswerte daraus gezogen werden können?

„Was ich bisher sehr positiv aufnehme ist, dass bereits einige Kolleg*innen auf das Format einsteigen und ihre Erfahrungen mit uns teilen – Dadurch entsteht ein gewisser Austausch, von dem wir enorm profitieren. Und ich merke in Gesprächen mit anderen Abteilungen, dass die Idee häufig positiv aufgenommen wird.“, stellt Ralf fest. Warum? Weil die Wahrscheinlichkeit diese Fehler nochmal zu machen enorm schwindet, wenn darüber gesprochen wird. Durch ihren „Fail of the month“ hat das Team die Basis für eine offene Atmosphäre geschaffen, in der sich die Menschen eher trauen etwas auszuprobieren und Fehlschläge zu teilen sowie ihre Gedanken offen zu äußern. Genau diese Wohlfühlatmosphäre braucht es, um etwas Neues zu schaffen. Denn keine Idee ist von Anfang an perfekt und fehlerfrei.

Auch die Forschung zeigt deutlich: Scheitern ist essenziell für erfolgreiches Lernen. Ohne Fehler können wir nicht herausfinden, was wir noch besser machen können. So wurde herausgefunden, dass die Lernkurve nach Rückschlägen deutlich steiler wird und besonders kreative Leute in ihrer Vergangenheit oftmals mehr Fehler gemacht haben. Trotzdem wird Scheitern allzu oft negativ angesehen und ist in der DNA von Unternehmen als gefürchtet verankert. Sicherlich ist das Null-Fehler-Prinzip, wie es oft im Produktionsumfeld genannt wird erstrebenswert, wenn Unternehmen perfekte Produkte oder Services für Kunden entwickeln und anbieten möchten. Der Weg dorthin ist jedoch ohne Fehler nahezu unmöglich. Im Gegenteil: Scheitern bringt sogar positive Effekte mit sich, die aber meistens indirekt und verzögert auftreten. Eine der wenigen direkten Auswirkungen ist, dass Menschen mit gescheiterten Projekten eine höhere Motivation haben können, doch noch zu einem Erfolg zu kommen. Außerdem entstehen dadurch oftmals intensive Diskussionen, die dann wiederum zu einem besseren Verständnis führen und somit zu einer erfolgreicheren Lösung beitragen. Wir sollten also lernen Fehler anzunehmen und die daraus gewonnen Erkenntnisse sinnvoll einzusetzen 👉 Denn wusstest du, dass der Erfinder der Glühbirne fast 9000 Versuche benötigte, bis er diese geschaffen hat? Nach dem 1000. Versuch sprach einer seiner Mitarbeiter vom Scheitern – Thomas Alva Edison jedoch ließ sich nicht unterkriegen und formulierte ganz klar „Ich bin nicht gescheitert. Ich kenne jetzt 1000 Wege, wie man keine Glühlampe baut.“ Und jetzt stellen wir uns mal vor, wo wir heute wären, wenn es diese 9000 Versuche nicht gegeben hätte? 😉

Bei so viel Kreativität im Team haben wir uns gefragt, was da wohl als nächstes kommt?

Ideen haben Ralf und Wolfgang zu genüge! Während unserem Interview hat sich gleich die nächste entwickelt: Warum aus dem „Fail of the month“ nicht eine „Wall of Failure“ gestalten, auf der sämtliche Fehlschläge der Vergangenheit aufgelistet werden, so dass vielleicht auch neue Kolleg*innen darauf aufmerksam werden und die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen 😉 Und auch für ihre Trophäe haben sie große Pläne: „Wenn wir es letztlich schaffen, dass unsere Kolleg*innen neidisch auf den Award sind, dann haben wir den Sprung zu einem offenen Mindset definitiv geschaffen“, fügt Wolfgang motiviert hinzu. Unser Kreativitätsteam ist von der Trophäe und der Idee definitiv jetzt schon begeistert!

👉 Inspiriert von der Idee? Dann kontaktiert Ralf und Wolfgang und erfahrt mehr über das „Fail of the month“ Format und wie ihr es für euren Arbeitsalltag nutzen könnt!

✔ Unsere Learnings aus dem Interview mit Ralf und Wolfgang:

Solange Fehler nicht vielfach wiederholt werden sind diese kein Untergang 👉 Vielmehr können sie uns helfen sicherer in die Zukunft zu gehen und uns sogar kreativer im Lösen von Problemen werden lassen
Führungskräfte sollten mit einer offenen Fehlerkultur vorbildlich voran gehen